Protokoll GN 520: Renaissance und Barock Dr. Rasma Lazda 24.01.2007
I. Kleine Überprüfung der Hausaufgaben:
Thema: Monophtongierung
· Auch das Niederdeutsche macht diesmal Entwicklung mit. Eine Änderung im Konsonantismus ist z.B. der Wechsel von „S“ zu „Sch“:
Aus „Slange“ wird „Schlange“
· Bei der Kombination „Sp“ und „St“ hat noch unser heutiges Neuhochdeutsch diese Lautentwicklung in der Graphie nicht konsequent ausgedrückt:
Wir sprechen „Schpeer, aber wir schreiben Speer (Beispiel)
Das Niederdeutsche ist konsequenter: das gesprochene „Stein“ wird auch „Stein“ geschrieben
Problem: Verhältnis gesprochener und geschriebener Sprache
Im alemannischen Sprachbereich tendiert die Schriftlichkeit zur Vereinheitlichung, je mehr Schrifttexte produziert und rezipiert werden, desto mehr Einheitlichkeit findet man.
Man muss Schriftlichkeit und Mündlichkeit immer klar unterscheiden
· Auch im Englischen schreibt man teilweise anders als man spricht:
„my house“ spricht man [mai] house
Im Litauischen schreibt man alles phonetisch
II. Übung: Entzifferung der Handschrift bzw. einem Auszug aus dem 24. Kapitel aus „Der Ackermann aus Böhmen von Johannes von Tepl
· Nach gemeinsamen Rätselraten:
Frage: Was haben sie bei dieser Übung bemerkt?
- Buchstabierung ist nicht regelmäßig zwischen den beiden Texten, auch nicht im gleichen Text
- Erschwertes Lesen, keine Satzzeichen
- Nur kleine Trennungsstriche
- Verzierungen, Striche über den Buchstaben (Dehnungsstrich)
- Wir finden teilweise bereits Diphtongierung
- Keine Groß- und Kleinschreibung
Frage: Wie findet man die Wörter heraus?
- da hilft nur vergleichen!
- Man weiß ungefähr, wann es geschrieben wurde: ca. 1401 bzw. nach dem Tod seiner ersten Frau
Frage: Wo ist Tepl?
- in Böhmen – richtig!...also heute in Tschechien
- Tepl hat in Kanzleien geschrieben
- Er hat ca. von 1350 bis 1414 gelebt, in Schüttwa (Westböhmen) geboren und in Prag gestorben
- 33 Kapitel, die Jesu Lebensjahre, Trinität
· Bearbeitung Inhalt und Form. Hierbei werden Kapitel 23 und 24 laut gelesen
- Form sehr ausgeglichen, strikt
- Streitgespräch mit dem Tod, wie vor Gericht, Gott ist der Richter
- Der Tod spricht im PluralàPluralis Majestatis; wir = der Tod
- Es gibt noch keine geregelte Rechtschreibung
- „aus allen Löchern kommt Unrat“ (Tod redet über den Menschen)
- „könntest Du das Innere des Menschen sehen, da würde es Dir grauen“ (der Tod spricht)
- Wie sieht der Tod die Frauen?
Schönheit außen, aber im Inneren grausamàBezug zur „Frau Welt“, nur ist bei ihr die Schönheit vorne und das Grauen hinten
- über die englischen Übersetzung kann man von „altmodischem Buchenglisch“ sprechen
- was sind Unterschiede oder Schwierigkeiten beim Übersetzen? Man kann z.B. wortwörtlich übersetzen, dadurch klingt es aber teilweise lustig oder ist eher unverständlich. Deswegen werden auch freiere Übersetzungen angeboten, die einen leichteren Zugang ermöglichen und oftmals mehr Sinn machen
- „der Mensch als Herrscher über allen DingenàBezug zur Schöpfungsgeschichte
- „wenn der Mensch wirklich so schlecht, böse und unrein sein sollte, dann hätte Gott eine schlechte Tat getan“
- Alles genau durchkomponiert, ein fingiertes Gespräch, nur aufgezeichnet, es wurde geschrieben um zu lesen
- Ackermann greift alle Öffnungen auf, die gut sind, davor spricht der Tod über alle schlechte Öffnungen: „aus allen Löchern kommt Unrat“ (Tod redet über den Menschen)
- Ackermann: im Kopf sind die Sinne und Gefühle, die aus dem Herzen kommen, der Mensch steigt zu Gott hinauf, nur der Mensch allein hat die Vernunft empfangenàSuperbia: Hochmut, der Mensch steht mit Gott gleich
- Ackermann ist anmaßend
· „Der Ackermann aus Böhmen“ ist zwischen Mittelalter und Neuzeit einzuordnen
· Davor hatten die Menschen Angst vor dem Tod (Mittelalter)
· Gott sagt: „Die Menschen haben vergessen, dass sie sich großer Herrschaft anmaßen, die ihnen nicht gebührt.“
· Der Kläger (Ackermann) beklagt seinen Verlust, auch der Tod streitet und klagt
· Resultat: beide hatten einen Grund, sie haben gut gestritten
· Letztendlich gewinnt Gott, mittelalterliche Vorstellungen: Beide (Ackermann und der Tod) maßen sich zuviel an
· Aufklärerisch: ein Mensch hat den Text geschrieben, beide haben gut geklagt, in einem mittelalterlichen Text wäre nach nicht möglich
· Frühneuzeitlich, früh-humanistisch: die Tatsache, dass überhaupt ein Dialog stattfinden kann
Das nächste Mal: Das Narrenschiff!
Tschökes, René.
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1 Kommentar:
Danke, René!
rl
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